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AutorenbildTanja

Darf ich vorstellen? Ralf Schilberg

heute möchte ich euch Ralf vorstellen. Ein toller Fotograf und einzigartiger Künstler, der bereits gemeinsam mit Peter Lindbergh und Evelyn Richter ausgestellt wurde. Für seinen Bildband „Düsseldorf Faces“ hat er bekannte Gesichter wie Dieter Nuhr oder Armin Rohde fotografiert. Allein diese Erfolge sind beeindruckend. Aber noch mehr hat mich seine Persönlichkeit beeindruckt. Das ist auch der Grund, warum ich ihn euch vorstellen wollte. Viel Vergnügen.



Selbstporträt von Ralf Schilberg


Letztes Jahr erhielt ich eine überraschende und zugleich erfreuliche Nachricht. Ralf sprach mich an, weil er mich gerne fotografieren wollte. Grundsätzlich bin ich ja nicht gerne vor der Kamera, sondern lieber dahinter. Aber wenn man schon mal die Chance erhält, eine der Inspirationsquellen persönlich kennenzulernen, sagt man selbstverständlich ja und ich habe es nicht bereut. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie aufgeregt ich war! Ich dachte, dass jemand so berühmtes bestimmt unnahbar sei und man unter Zeitdruck funktionieren müsste. Auf einige bekannte Menschen wird es auch sicherlich zutreffen. Aber nicht bei Ralf! Seine ruhige, zurückhaltende, angenehme und doch unterhaltsame Art haben alle Befürchtungen zerstreut. Er schaffte es innerhalb kürzester Zeit, dass ich mich wohlfühlte und so entspannte, dass wir richtig schöne Porträts schafften.


Fotograf: Ralf Schilberg


Er war sogar so freundlich, dass er mir erlaubte, dass ich ihn fotografierte. Ich habe noch nie so sehr bei einem Shooting gezittert wie da. Aber genauso geduldig wie er hinter der Kamera ist, ist er auch vor der Kamera, und die Bilder von ihm gehören seitdem zu meinen Lieblingsporträts. Er ist bescheiden und auf dem Boden geblieben, und das auf eine authentische Art und Weise.


Ralf Schilberg von mir porträtiert


Mit sechs erhielt er seine erste Kamera und seitdem wurden Kameras seine stetigen Begleiter. Über viele Jahre hat er Landschaften fotografiert. Vor zehn Jahren kam der spezielle Augenblick, an den er sich noch gut zurückerinnert. Die „Vorhersehbarkeit“ der Landschaftsbilder langweilte ihn, genauso wie das lange Warten auf den perfekten Moment.


Fotograf: Ralf Schilberg


Der Wechsel zur Porträtfotografie wurde in Betracht gezogen und mit einer guten Freundin ausprobiert. Ein Bild aus diesem Shooting befindet sich noch heute auf seiner Webseite. In der Erfassung und Darstellung des Menschen fand er seine Erfüllung und ist ihr treu geblieben. Den Überraschungseffekt darin vermag eine Landschaft nicht zu bieten. Meine Frage, was er an der Fotografie besonders liebe, beantwortete er mit dem einzigartigen Moment des Fotografierens. Die Verwandlung, die beim Menschen vor der Kamera beim Klicken des Auslösers vor sich geht. Die Verbindung, die dabei zwischen dem Fotografierten und dem Fotografen entsteht, ist ein besonderer Reiz, der mit der Leidenschaft einer Romanze verglichen werden kann. Eine unauslöschliche Symbiose in einem Bild eingefangen. Genau deswegen sind Ralf und ich uns einig, dass der Umgang mit dem Menschen das Wichtigste an der Fotografie ist. Man sieht dem Ergebnis an, ob die Chemie stimmt, oder nicht. Ralf ist darin besonders gut. Er kann schnell Nähe schaffen. Das sieht man seinen Werken auch an.


Fotograf: Ralf Schilberg


Was meines Erachtens seine Bilder so besonders macht? Ralf hat einen „Signature Look“. Sie sind aus der Dunkelheit geboren. Geheimnisvoll, einzigartig, düster und mit einem erstaunlichen Wiedererkennungswert. Egal ob Landschaftsfotografie oder Porträt. Man findet immer seine Handschrift darin. Diese Düsterheit steht im krassen Kontrast zu seiner fröhlichen Natur und ich irrte mich, weil ich dachte, dass sie eventuell Teil seiner Persönlichkeit wäre. Auf meine Frage, wie es zu diesem Look käme, gab er eine tolle Antwort, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Denn er erzählte mir von der Magie der Dunkelheit. Die Dunkelheit hat was Spezielles, denn dort könne sich immer etwas verborgen halten, von dem man nichts weiß. Wie bei einem nächtlichen Lagerfeuer, wenn man nur ahnt: „Da ist irgendetwas“. Und wenn dann etwas aus den Schatten hervortritt, hat es die volle Aufmerksamkeit. Und so ist es bei seinen Werken. Er lässt die Menschen in diesem besonderen Licht erstrahlen. Um dies zu erreichen, bedarf es vieler Arbeit. Er sitzt zum Teil mehrere Stunden an der Nachbearbeitung und plant die Shootings, damit alles perfekt ist. Besucht die Locations vorab, damit er seine Vision bestmöglich umsetzen kann. Besonders sympathisch fand ich, als er mir gestand, dass er, genauso wie ich, vor jedem Shooting von Sorge erfasst wird, ob er es auch schafft.


Fotograf: Ralf Schilberg


Trotz seines Talents bleibt die Fotografie Nebengewerbe, weil er so nicht dem Druck unterliegt, von den Honoraren leben zu müssen. Obwohl ihn die Fotografie sein Leben lang begleitet, entschied er sich, Philosophie und Medientheorie zu studieren. Es passt. Philosophie und die Auseinandersetzung mit dem Geist haben viel mit der Kunst der Fotografie und der Auseinandersetzung mit dem Menschen gemein. Vermutlich hat diese Übung im Analysieren und über den Tellerrand sehen dabei geholfen, dass sein Stil so einzigartig geworden ist. Auf meine Frage, wie man sich fühlt, wenn man quasi fast alles geschafft hat, antwortete er, dass er gar nichts geschafft habe. Es gäbe noch so viel zu tun und so viele Menschen, die er fotografieren wolle. Besonders tragisch, dass Peter Lindbergh zu einem dieser Menschen gehörte. Sie hatten bereits einen Termin, bei dem ein Porträt von Peter Lindbergh und seiner Frau angefertigt werden sollte und leider verstarb dieser kurz vorher. Seine Frau stellte sich dann allein der Herausforderung. Jack Nicholson wäre auch ein Charaktergesicht, dass er gerne einfangen wollen würde. Erfahrung mit Prominenten durfte er ja für seinen Bildband zur Genüge sammeln. Dabei standen im zum Teil nur wenige Minuten zur Verfügung, was mich absolut abschrecken würde. Ralf hingegen liebt den Druck. Gute Vorbereitung ist alles, sagt er. Deshalb plant er auch eventuell eine Fortsetzung seines Bildbands. Und das, obwohl ihm Vernissagen deutlich lieber sind. „Diese bedeuten jede Menge Spaß“, sagt er. Ein Bildband ist eine Privatorchidee. Sehr viel Arbeit, eine massive Geldinvestition und bringen tut es am Ende nichts, außer die persönliche Befriedigung, ein Ziel erreicht zu haben.


Fotograf: Ralf Schilberg


Ich schätze Ralfs Ehrlichkeit und Fähigkeit zur Selbstreflexion sehr. So gibt er zu, dass auch er, genauso wie wir alle, von den sozialen Medien beeinflusst wird. Er fotografiert z.B. öfter im Hochformat. Was ihn an Instagram stört, ist, dass man schnell festgelegt wird und wenn man Kunst macht, wird es nicht honoriert. Dafür gibt kaum Likes. Die gibt es für nackte Haut und Sommersprossen umso mehr. Dennoch erkennt er die Beständigkeit der sozialen Medien an. „Menschen werden immer Bilder betrachten wollen. Andernfalls gäbe es keine Museen“. Das ist auch einer der Wünsche, die er noch hat. Ein Foto von sich im Museum vorzufinden. Er würdigt Kunst und hat deswegen auch eine umfangreiche Bildbandsammlung, die er gerne als Inspirationsquelle nutzt. Ralf ist im Reinen mit sich und seinem Leben. Seinem jüngeren Ich würde er den Ratschlag geben, alles wieder genauso zu machen. Diese Grundzufriedenheit und Bodenständigkeit spürt man sofort. Als ich fragte, was für ein Gefühl es sei, mit Peter Lindbergh ausgestellt worden zu sein, strahlte er wie ein kleiner Junge im Candyshop und sagte: „Cool!“.


Ralf Schilberg von mir porträtiert


Auf meine Frage, welchen Ratschlag er für diejenigen hat, die mit der Fotografie anfangen sagte er: „Schau dir die Großen an, von denen kannst du was lernen.“ Deshalb möchte ich mit folgenden Worten den Beitrag beenden. Schaut euch Ralf Schilberg an. Von ihm könnt ihr was lernen.


Eure Tanja



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